Was sind die Beurteilungskriterien?
Die Beurteilungskriterien bei der MPU („Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung“) dienen dazu, die Fahreignung einer Person systematisch, nachvollziehbar und einheitlich zu bewerten. Sie bilden das Fundament, auf dem Gutachter:innen ihre Einschätzungen treffen – sowohl bei Alkohol-, Drogen- als auch Verkehrsdelikten.
Dabei geht es nicht nur um reine Fakten wie Promillewerte oder Akteninhalte, sondern um tiefergehende psychologische Aspekte: Verhaltensänderungen, Rückfallgefahr, Problembewusstsein und Strategien für zukünftiges Verhalten.
Wie viel Zeit darf zwischen Abstinenznachweis und MPU liegen?
Der zeitliche Zusammenhang ist entscheidend
Wer eine Abstinenz nachweist – z. B. über Urinscreenings oder Haaranalysen –, muss darauf achten, dass zwischen dem letzten Screening und dem MPU-Termin nicht zu viel Zeit vergeht. In der Regel akzeptieren die Begutachtungsstellen eine zeitliche Lücke von bis zu 4 Monaten zwischen dem Ende der Nachweiskette und dem MPU-Gespräch.
Warum diese Frist wichtig ist
Der Grund: Die Gutachter:innen wollen sicher sein, dass deine Abstinenz aktuell und stabil ist. Wenn der letzte Abstinenznachweis zu lange zurückliegt, kann die Abstinenz als nicht mehr aussagekräftig gelten – selbst wenn du deine Zeit davor korrekt dokumentiert hast. In solchen Fällen kann es sein, dass du erneut Nachweise erbringen musst oder die MPU verschoben wird.
Tipp: Vereinbare deinen MPU-Termin frühzeitig und achte darauf, dass du keine zu lange Lücke zwischen dem letzten Nachweis und dem Gespräch entstehen lässt.
Was sind die D-Hypothesen bei der MPU?
Bedeutung und Ursprung
Die sogenannten D-Hypothesen stammen aus den Beurteilungskriterien für Drogenfragestellungen (daher „D“) und stellen drei mögliche Szenarien dar, die der Gutachter bei einer Drogen-MPU prüft. Sie helfen bei der Einschätzung, wie die Person heute mit dem Thema Drogenkonsum umgeht.
Die drei D-Hypothesen im Überblick
- D1 – Unverändert fortbestehender Drogenkonsum
→ Die Person konsumiert weiterhin Drogen und ist damit nicht geeignet zum Führen eines Fahrzeugs. - D2 – Konsum eingestellt, aber keine Stabilität
→ Es liegt ein vorübergehender Drogenverzicht vor, aber ohne ausreichende Verhaltensänderung oder Rückfallprophylaxe. Es besteht Rückfallgefahr. - D3 – Nachgewiesene Drogenabstinenz und stabile Änderung
→ Die Person hat nachweislich mit dem Konsum aufgehört, eine stabile Veränderung vollzogen und kann glaubhaft versichern, dass ein Rückfall unwahrscheinlich ist.
Ziel: Hypothese D3 erreichen
Dein Ziel bei der MPU ist es, glaubhaft in das D3-Schema zu passen. Dafür braucht es nicht nur Abstinenznachweise, sondern auch psychologisch fundierte Argumentation – etwa durch eine gute Vorbereitung mit Verkehrspsycholog:innen, die dich auf kritische Fragen gezielt vorbereiten.
Was bedeutet „A3-MPU“?
Der Alkoholbereich der Begutachtung
Die Bezeichnung A3-MPU stammt aus dem Alkoholteil der Beurteilungskriterien. „A“ steht dabei für Alkohol – die Ziffer beschreibt die Einordnung innerhalb der Alkohol-Kategorien:
- A1 – Kein Alkoholproblem erkennbar
- A2 – Mäßiger Alkoholkonsum, aber ohne nachhaltige Verhaltensänderung
- A3 – Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit, heute stabil abstinent
Bedeutung von A3
Wenn deine Anordnung unter A3 fällt, bedeutet das, dass du in der Vergangenheit missbräuchlich oder abhängig Alkohol konsumiert hast. Für eine positive MPU-Begutachtung musst du nachweisen, dass du heute stabil und dauerhaft abstinent lebst.
Dazu gehören:
- Anerkannte Abstinenznachweise über mindestens 6 oder 12 Monate
- Ein reflektiertes und nachvollziehbares Verständnis deines früheren Konsumverhaltens
- Strategien zur Rückfallvermeidung und klare Veränderungsmotive
Ein einfaches „Ich trinke nichts mehr“ reicht nicht – du musst zeigen, dass du tiefgreifend an dir gearbeitet hast.
Wie beurteilen Gutachter:innen deine Fahreignung?
Die medizinisch-psychologische Beurteilung folgt einem strukturierten Ablauf. Dabei bewerten die Gutachter:innen folgende zentrale Dimensionen:
1. Selbstreflexion und Einsicht
Wirst du dir der Ursachen deines Fehlverhaltens bewusst? Hast du verstanden, was zu deiner Auffälligkeit geführt hat? Wer hier nur auswendig gelernte Floskeln verwendet, fällt häufig durch.
2. Verhaltensänderung
Die MPU verlangt mehr als nur gute Vorsätze. Du musst zeigen, wie du dich tatsächlich verändert hast – im Alltag, im Umgang mit Stress, im sozialen Umfeld.
3. Prognose für die Zukunft
Die Gutachter:innen bewerten, wie wahrscheinlich ein Rückfall oder erneutes Fehlverhalten ist. Stabilität, Strategien zur Risikovermeidung und deine persönliche Haltung spielen eine große Rolle.
Abstinenznachweise als Grundlage für die Beurteilung
Wie bereits erläutert, sind Abstinenznachweise besonders bei A3- oder D3-Einstufungen unverzichtbar. Wichtig ist:
- Die Nachweise müssen forensisch anerkannt sein (CTU-Kriterien)
- Entweder über Urinscreenings (meist 4–6 Mal in 6 oder 12 Monaten) oder Haaranalysen (einmal alle 3 Monate, max. 3 cm Haarlänge)
- Lückenlos und vollständig dokumentiert
- Rückwirkend gültig – aber nicht zu alt (max. 4 Monate vor MPU)
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
❌ Keine klare Strategie
„Ich mache einfach mal einen Kurs und schaue dann weiter.“ So denken viele – doch ohne gezielte Vorbereitung sind selbst glaubwürdige Kandidat:innen oft überfordert.
❌ Ungeeignete Nachweise
Nicht jeder Test wird anerkannt. Achte darauf, dass dein Labor nach CTU-Kriterien arbeitet und du alle Vorgaben erfüllst.
❌ Veraltete Beurteilungskriterien
Manche Informationen im Netz sind veraltet oder unvollständig. Verlasse dich auf aktuelle Standards – am besten mit Unterstützung durch verkehrspsychologische Fachkräfte.
Fazit: Vorbereitung auf die Beurteilungskriterien ist entscheidend
Die Beurteilungskriterien entscheiden darüber, ob du als geeignet für den Straßenverkehr angesehen wirst – oder nicht. Um diese Kriterien zu erfüllen, braucht es mehr als reine Abstinenz oder Reue. Es geht um Selbstreflexion, Veränderung und ein glaubwürdiges Gesamtkonzept.
Mit fundierter MPU-Vorbereitung, am besten durch verkehrspsychologische Unterstützung, erhöhst du deine Erfolgschancen deutlich. Denn wer die Kriterien kennt – und sich ehrlich darauf vorbereitet –, geht sicherer, klarer und souveräner in die Untersuchung.