Wer eine MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) absolvieren muss, steht häufig vor der Frage: Wann bekomme ich meinen Führerschein zurück – und unter welchen Bedingungen? Dieser Beitrag beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, den Ablauf der Wiedererteilung und typische Irrtümer rund um die Rückgabe der Fahrerlaubnis.
Ist bei einer MPU immer der Führerschein weg?
Der Hintergrund der MPU-Anordnung
Eine MPU wird in Deutschland nicht grundlos angeordnet. Sie ist ein Mittel der Führerscheinbehörde, um die Eignung zum Führen von Fahrzeugen zu überprüfen – meist nach schwerwiegenden Verkehrsverstößen oder Auffälligkeiten im Bereich Alkohol, Drogen, Punkten oder Straftaten.
Wichtig:
Die Anordnung einer MPU erfolgt nicht automatisch mit dem Entzug des Führerscheins – aber oft gehen beide miteinander einher.
Führerscheinentzug ≠ Fahrverbot
Es ist entscheidend, den Unterschied zu kennen:
- Ein Fahrverbot ist zeitlich begrenzt (z. B. 1–3 Monate) – danach erhält man den Führerschein automatisch zurück.
- Ein Führerscheinentzug bedeutet, dass die Fahrerlaubnis vollständig erloschen ist. Die Rückgabe erfolgt nicht automatisch, sondern nur nach Antrag und unter bestimmten Voraussetzungen – etwa einer MPU.
Wenn eine MPU angeordnet wird, dann meist in Zusammenhang mit einem Führerscheinentzug. In diesem Fall ist der Führerschein tatsächlich „weg“, bis ein positives MPU-Gutachten vorliegt und die Führerscheinstelle die Fahrerlaubnis neu erteilt.
Wann bekomme ich meinen Führerschein zurück?
Der Weg zurück zur Fahrerlaubnis
Wer die MPU erfolgreich besteht, erhält nicht automatisch am nächsten Tag den Führerschein zurück. Der Ablauf ist wie folgt:
- Antrag auf Wiedererteilung
Schon während der Vorbereitung oder parallel zum MPU-Verfahren muss bei der zuständigen Führerscheinstelle ein Antrag auf Wiedererteilung gestellt werden. - Einreichen des positiven Gutachtens
Nach Bestehen der MPU wird das positive Gutachten dem Antrag beigefügt (wahlweise durch die betroffene Person oder direkt durch die MPU-Stelle). - Prüfung durch die Führerscheinstelle
Die Behörde prüft, ob alle Unterlagen vollständig sind und das Gutachten die Eignung eindeutig bestätigt. - Ausstellung des neuen Führerscheins
Erst danach – in der Regel nach einigen Tagen bis wenigen Wochen – wird die neue Fahrerlaubnis erteilt und der Führerschein ausgehändigt.
Fristen und Verzögerungen
- Der gesamte Ablauf kann sich durch fehlende Nachweise (z. B. Abstinenznachweise, ärztliche Atteste) verzögern.
- Die Bearbeitungszeit bei der Führerscheinstelle variiert je nach Bundesland und Auslastung – meist dauert es 2–6 Wochen nach Einreichen des MPU-Gutachtens.
Kann die Führerscheinstelle den Führerschein trotz negativer MPU erteilen?
In der Regel: Nein
Ein negatives MPU-Gutachten bedeutet, dass die Fachstelle die Fahreignung aktuell nicht sieht. In diesem Fall darf die Führerscheinstelle keine neue Fahrerlaubnis erteilen – denn sie ist an die fachliche Einschätzung gebunden (§ 11 Abs. 8 FeV).
Wichtig zu wissen:
- Die Führerscheinstelle darf ein negatives MPU-Gutachten nicht gegen deinen Willen verwerten. Das heißt: Du musst es nicht einreichen, wenn es schlecht ausgefallen ist.
- Aber: Ohne ein positives Gutachten kann der Antrag auf Wiedererteilung nicht positiv beschieden werden.
Ausnahmen?
In sehr seltenen Fällen kann es zu Sonderkonstellationen kommen – etwa wenn das Gutachten unklar formuliert ist oder mehrere Einschätzungen vorliegen. Hier sollte jedoch immer eine rechtliche Beratung hinzugezogen werden.
Was passiert bei einem negativen Gutachten?
Wenn die MPU nicht bestanden wurde:
- Das Gutachten bleibt bei dir. Nur du entscheidest, ob du es der Behörde übermittelst.
- Die Führerscheinstelle lehnt den Antrag auf Wiedererteilung ab, sofern kein positives Gutachten vorgelegt wird.
- Du kannst dich erneut auf die MPU vorbereiten und nach einiger Zeit einen neuen Versuch starten.
Wichtig: Ein negatives Gutachten bedeutet nicht, dass du dauerhaft „gesperrt“ bist – aber du musst dann nacharbeiten, z. B. durch längere Abstinenzzeiträume, zusätzliche Nachweise oder intensivere Vorbereitung.
Darf ich während der MPU-Vorbereitung Auto fahren?
Nein – in der Regel nicht.
Sobald die Fahrerlaubnis entzogen wurde, darfst du bis zur Wiedererteilung kein Kraftfahrzeug führen – auch nicht, wenn du dich gerade in Vorbereitung auf die MPU befindest. Ein Verstoß in dieser Zeit wäre Fahren ohne Fahrerlaubnis – eine Straftat.
Wie lange dauert es, bis man den Führerschein nach der MPU zurückbekommt?
Hier ein realistischer Überblick über die wichtigsten Zeitabschnitte:
| Schritt | Durchschnittliche Dauer |
|---|---|
| Vorbereitung (inkl. Abstinenz) | 6 bis 15 Monate |
| MPU-Termin + Gutachtenerstellung | ca. 3–6 Wochen |
| Bearbeitung durch Führerscheinstelle | 2 bis 6 Wochen |
👉 Insgesamt vergeht häufig mehr als 1 Jahr zwischen Entzug und Wiedererhalt der Fahrerlaubnis – besonders bei Alkohol- oder Drogendelikten mit Abstinenznachweisen.
Rückgabe oder Neuerteilung? Ein juristischer Unterschied
Auch wenn oft von der „Rückgabe“ des Führerscheins die Rede ist: Rechtlich korrekt ist der Begriff „Wiedererteilung“. Denn nach einem Entzug erlischt die Fahrerlaubnis vollständig (§ 3 StVG). Du bekommst also keinen alten Führerschein zurück, sondern beantragst eine neue Fahrerlaubnis, die dann auf Grundlage der MPU-Bewertung ausgestellt wird.
Fazit: Die MPU entscheidet über die Rückgabe des Führerscheins
Die Rückgabe des Führerscheins nach einer MPU ist kein automatischer Prozess, sondern an klare Bedingungen geknüpft:
- Nur bei einem positiven Gutachten ist die Führerscheinstelle verpflichtet, eine neue Fahrerlaubnis auszustellen.
- Ohne MPU oder mit negativem Gutachten ist die Wiedererteilung nicht möglich.
- Je nach Situation – insbesondere bei Alkohol- oder Drogendelikten – kann der gesamte Prozess bis zu 15 Monate oder länger dauern.
Eine fundierte Vorbereitung, rechtzeitige Anträge und die richtigen Nachweise sind entscheidend, um den Führerschein so schnell wie möglich und dauerhaft zurückzubekommen.