Was ist die ICD-11?
Die ICD steht für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems – auf Deutsch: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben und dient weltweit als einheitlicher Standard, um Diagnosen zu verschlüsseln.
Die ICD-11 ist die aktuelle, im Jahr 2022 offiziell in Kraft getretene Version und löst nach und nach die ICD-10 ab. Sie enthält modernisierte Diagnosekriterien, klarere Definitionen und teils neu strukturierte Kapitel, um medizinische und psychologische Diagnosen international besser vergleichbar zu machen.
Was bedeutet der ICD-10 Code auf einer Krankmeldung?
Auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wird in Deutschland (noch) in der Regel ein ICD-10-Code angegeben. Dieser alphanumerische Code (z. B. J06.9 für „Akute Infektion der oberen Atemwege, nicht näher bezeichnet“) verschlüsselt die Diagnose, ohne sie im Klartext zu nennen.
Das hat zwei Gründe:
- Datenschutz: Der Arbeitgeber sieht nur den Code, nicht die Klartextdiagnose.
- Einheitlichkeit: Krankenkassen, Ärzte und internationale Institutionen verwenden dieselben Codes für Abrechnung und Statistik.
Mit der Umstellung auf ICD-11 wird es künftig auch auf Krankmeldungen aktualisierte Codes geben – die Logik bleibt aber gleich.
Was bedeutet ICD-10 Code R53?
Der ICD-10-Code R53 steht für „Malaise und Ermüdung“. Darunter fallen unspezifische Zustände wie allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Schwäche, wenn keine genauere Diagnose vorliegt.
In der Praxis wird R53 oft verwendet, wenn Symptome vorhanden sind, aber die genaue Ursache noch nicht eindeutig diagnostiziert wurde – z. B. in der Anfangsphase einer Erkrankung oder bei unspezifischen Beschwerden.
Ist ADHS im ICD-10?
Ja. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist im ICD-10 unter dem Code F90.0 verzeichnet. Dort heißt sie „Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit Hyperaktivität“.
Mit der ICD-11 hat sich die Einordnung leicht verändert: ADHS wird nun unter dem Kapitel „Neurodevelopmental disorders“ geführt, und die Kriterien wurden an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst, z. B. eine präzisere Beschreibung der Symptome im Erwachsenenalter.
Unterschiede zwischen ICD-10 und ICD-11
Die ICD-11 bringt viele Änderungen, die für Ärzt:innen, Psycholog:innen und Behörden relevant sind:
- Neue Codes und Kapitelstruktur: Viele Krankheitsbilder wurden neu eingeordnet oder in ihrer Definition überarbeitet.
- Mehr digitale Ausrichtung: ICD-11 ist von Beginn an als Online-System entwickelt, was Aktualisierungen und Suchfunktionen erleichtert.
- Bessere Abbildung psychischer Störungen: Diagnosen wie posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), komplexe PTBS oder zwanghafte Persönlichkeitsstörung sind differenzierter beschrieben.
Für den Alltag bedeutet das: Diagnosen werden genauer, international vergleichbarer und in manchen Fällen leichter verständlich.
Bedeutung für MPU-Kandidat:innen
Auch im MPU-Kontext kann die ICD-Codierung relevant sein. Wenn z. B. ein ärztliches Gutachten erstellt wird, tauchen Diagnosen oft mit ICD-Codes auf. Das gilt insbesondere bei psychischen Auffälligkeiten, Suchtproblemen oder neurologischen Erkrankungen. Wer den Code kennt, kann gezielter nachlesen, was er bedeutet – und so Missverständnisse vermeiden.
Fazit
Die ICD-11 ist der neue internationale Standard für Krankheitsdiagnosen und löst die ICD-10 ab. Für Patient:innen, Arbeitgeber und Behörden bringt sie mehr Klarheit, Einheitlichkeit und Datenschutz. Wer die Codes versteht, kann medizinische Dokumente besser einordnen – egal ob es um eine Krankmeldung, ein MPU-Gutachten oder ein ärztliches Attest geht.