Benzodiazepine (Benzos)

Inhaltsverzeichnis

Was sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine sind eine Wirkstoffgruppe, die seit den 1960er-Jahren in der Medizin eingesetzt wird. Sie wirken direkt auf das zentrale Nervensystem und haben beruhigende, angstlösende, muskelentspannende und schlaffördernde Eigenschaften. Typische Anwendungsgebiete sind Angststörungen, Schlafprobleme oder epileptische Anfälle.

Die Medikamente verstärken die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure), der eine hemmende Funktion im Gehirn hat. Dadurch dämpfen Benzodiazepine die neuronale Aktivität und sorgen für eine schnell einsetzende, aber auch sehr starke Wirkung.


Was für Medikamente sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine zählen zu den Psychopharmaka. Sie sind verschreibungspflichtig und unterliegen in vielen Fällen sogar dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG), weil sie ein erhebliches Abhängigkeitspotenzial besitzen.

Zu den bekanntesten Präparaten gehören:

  • Diazepam
  • Lorazepam
  • Bromazepam
  • Alprazolam
  • Oxazepam

Diese Medikamente werden oft nur für eine kurze Dauer verschrieben, weil schon nach wenigen Wochen eine Abhängigkeit entstehen kann.


Wofür nimmt man Benzodiazepine?

Benzodiazepine haben ein breites Wirkungsspektrum. Typische Einsatzgebiete sind:

  • Akute Angstzustände und Panikattacken
  • Schlafstörungen, insbesondere Einschlafprobleme
  • Epileptische Anfälle oder Status epilepticus
  • Muskelverspannungen und Krämpfe
  • Begleitmedikation bei Operationen (zur Beruhigung oder Narkoseeinleitung)

Sie gelten als schnell wirksam, weshalb sie in Notfällen oft eingesetzt werden. Langfristig sind sie jedoch problematisch, da Toleranz und Abhängigkeit entstehen können.


Welche Benzodiazepine werden am häufigsten verschrieben?

In Deutschland zählen vor allem folgende Wirkstoffe zu den am häufigsten verschriebenen:

  • Diazepam (z. B. Valium®): Klassiker, wirkt angstlösend, muskelentspannend und krampflösend.
  • Lorazepam (z. B. Tavor®): Häufig bei Angst- und Panikstörungen verordnet.
  • Oxazepam: Wird gerne bei Schlafstörungen oder innerer Unruhe eingesetzt.
  • Alprazolam: Vor allem bei generalisierten Angststörungen verbreitet.

Trotz ihrer medizinischen Wirksamkeit versuchen Ärzt:innen zunehmend, Alternativen zu verschreiben, um die Gefahr einer Abhängigkeit zu vermeiden.


Risiken und Nebenwirkungen

Die Einnahme von Benzodiazepinen ist mit verschiedenen Risiken verbunden:

  • Abhängigkeit: Schon nach 2–4 Wochen täglicher Einnahme möglich.
  • Entzugserscheinungen: Schlaflosigkeit, Angst, Krampfanfälle.
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
  • Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit: Schon geringe Dosen können die Reaktionszeit verlängern.

Gerade letzterer Punkt ist für MPU-Kandidat:innen entscheidend. Wer unter Einfluss von Benzodiazepinen Auto fährt, riskiert den Führerschein – selbst bei ärztlicher Verschreibung, wenn die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist.


Benzodiazepine und Verkehrssicherheit

Im Straßenverkehr wirken Benzodiazepine ähnlich wie Alkohol: Reaktionszeit und Urteilsfähigkeit sind eingeschränkt. Deshalb gilt: Wer diese Medikamente regelmäßig einnimmt, darf in der Regel kein Fahrzeug führen. Ein ärztliches Attest reicht oft nicht aus, wenn objektiv die Fahreignung beeinträchtigt ist.

Bei Kontrollen oder einer MPU kann der Konsum von Benzodiazepinen zu erheblichen Problemen führen. Nachgewiesen werden sie über Urin-, Blut- oder Haaranalysen, die oft mehrere Tage bis Wochen rückwirkend positiv ausfallen können.


Benzodiazepine und MPU

Wer mit Benzodiazepinen im Blut im Straßenverkehr auffällt, muss in der Regel zur MPU. Dabei geht es vor allem um die Frage: Handelt es sich um eine missbräuchliche Einnahme oder um eine medizinisch indizierte, ärztlich kontrollierte Behandlung?

Die Begutachtung prüft:

  • Warum wurden die Medikamente genommen?
  • Gab es eine ärztliche Kontrolle?
  • Besteht eine Abhängigkeit?
  • Gibt es Alternativen zur Medikation?

Nur wer glaubhaft machen kann, dass kein Missbrauch und keine Abhängigkeit vorliegen, hat Chancen auf eine positive MPU. Andernfalls wird oft eine längere Abstinenzzeit gefordert.


Nachweiszeiten von Benzodiazepinen

Die Nachweisbarkeit variiert je nach Wirkstoff:

  • Blut: wenige Stunden bis 2 Tage
  • Urin: bis zu 7 Tage, bei Langzeiteinnahme mehrere Wochen
  • Haare: mehrere Monate

Diese langen Nachweiszeiten machen es schwer, den Konsum zu verschleiern. Wer eine MPU wegen Medikamentenmissbrauchs absolvieren muss, sollte frühzeitig mit Abstinenznachweisen beginnen.


Fazit

Benzodiazepine sind hochwirksame, aber auch risikoreiche Medikamente, die nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden sollten. Im Kontext der MPU sind sie besonders problematisch, weil sie sowohl die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen als auch ein hohes Abhängigkeitspotenzial haben. Wer mit Benzodiazepinen im Straßenverkehr auffällt, muss sich in der MPU intensiv mit den Gründen für den Konsum auseinandersetzen und glaubhaft machen, dass keine Gefahr für die Verkehrssicherheit mehr besteht.

Zuletzt aktualisiert am: 25. August 2025