Was bedeutet der THC-COOH-Wert?
Wenn Cannabis konsumiert wird, baut der Körper den Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) über verschiedene Stoffwechselprozesse ab. Dabei entstehen sogenannte Metabolite, von denen einer 11-Nor-9-Carboxy-THC, kurz THC-COOH, ist.
Im Gegensatz zu aktivem THC, das die Rauschwirkung auslöst, ist THC-COOH nicht psychoaktiv. Dennoch hat es für Medizin, Verkehrsrecht und MPU eine große Bedeutung: Es bleibt viel länger im Körper nachweisbar und wird als verlässlicher Indikator für Cannabiskonsum genutzt.
Ist der THC-COOH-Wert noch relevant?
Ja – der THC-COOH-Wert ist auch nach der Cannabis-Teillegalisierung in Deutschland (seit April 2024) weiterhin ein wichtiger Marker.
Er wird vor allem in Blut- und Urinproben herangezogen, um zu beurteilen:
- ob kürzlich Cannabis konsumiert wurde
- ob ein regelmäßiger oder einmaliger Konsum vorliegt
- ob eine Abstinenz glaubhaft belegt werden kann
Für die MPU ist der THC-COOH-Wert deshalb besonders relevant, da er Auskunft über das Konsumverhalten gibt. Selbst wenn jemand beim Fahren nüchtern wirkt, kann ein hoher THC-COOH-Wert darauf hindeuten, dass ein regelmäßiger Konsum stattfindet – und das reicht für Zweifel an der Fahreignung.
Wie hoch darf der THC-COOH-Wert sein?
Eine feste „Obergrenze“ gibt es nicht, da verschiedene Werte unterschiedlich interpretiert werden. Dennoch haben sich in der Praxis Richtlinien etabliert:
- Im Straßenverkehr:
Bereits ab 1,0 ng/ml aktivem THC im Blutserum gilt man als „fahruntüchtig“ im rechtlichen Sinne. THC-COOH wird ergänzend betrachtet, um zwischen einmaligem und regelmäßigem Konsum zu unterscheiden. - Für die MPU:
Hier achten Gutachter:innen nicht auf einen festen Schwellenwert, sondern auf das Muster der Werte. Ein sehr hoher THC-COOH-Wert (z. B. über 75 ng/ml) deutet stark auf regelmäßigen Konsum hin. Niedrigere Werte (z. B. 10–20 ng/ml) können auch auf Gelegenheitskonsum zurückgehen. - Im Abstinenznachweis:
Hier sollte der Wert nicht nachweisbar sein. Ein klar negativer THC-COOH-Wert ist die Voraussetzung, um glaubhaft Abstinenz belegen zu können.
Kurz gesagt: Je niedriger der THC-COOH-Wert, desto besser für die Fahreignung. Ein dauerhaft erhöhter Wert ohne plausiblen Grund macht eine positive MPU praktisch unmöglich.
Wie schnell sinkt der THC-COOH-Wert?
Die Abbaugeschwindigkeit von THC-COOH ist sehr individuell und hängt von mehreren Faktoren ab:
- Häufigkeit und Menge des Konsums:
Bei einmaligem Konsum sinkt der Wert innerhalb weniger Tage deutlich ab. Bei regelmäßigem Konsum kann er über Wochen oder Monate erhöht bleiben. - Körperfettanteil:
THC und seine Abbauprodukte lagern sich im Fettgewebe ein und werden langsam wieder freigesetzt. Menschen mit höherem Körperfettanteil bauen THC-COOH oft langsamer ab. - Stoffwechsel und Trinkmenge:
Ein guter Stoffwechsel, viel Flüssigkeitszufuhr und sportliche Aktivität können den Abbau leicht beschleunigen – Wundermittel gibt es aber nicht. - Nachweisdauer in verschiedenen Proben:
- Blut: wenige Stunden bis Tage.
- Urin: mehrere Tage bis Wochen, bei Dauerkonsumern bis zu 12 Wochen.
- Haare: mehrere Monate (1 cm Haar = ca. 1 Monat Konsumgeschichte).
Für MPU-Kandidaten bedeutet das: Wer abstinent lebt, muss mit mehreren Wochen rechnen, bis auch letzte Restwerte nicht mehr nachweisbar sind. Deshalb empfehlen viele Fachleute, mindestens 3 Monate Abstinenz einzuplanen, bevor ein erster offizieller Abstinenznachweis begonnen wird.
THC-COOH-Wert und die MPU
In der MPU-Vorbereitung wird der THC-COOH-Wert oft thematisiert, weil er objektiv überprüfbar ist und nicht durch Ausreden erklärt werden kann.
- Wer behauptet, seit Monaten nicht konsumiert zu haben, aber noch messbare Werte aufweist, verliert schnell an Glaubwürdigkeit.
- Ein stabil negativer Wert über mehrere Kontrollen hinweg ist dagegen ein starkes Argument für Abstinenz und Veränderung.
- Bei Gelegenheitskonsumenten wird geprüft, ob Konsum und Fahren strikt getrennt werden. Ein hoher THC-COOH-Wert macht diese Argumentation jedoch schwer glaubhaft.
Deshalb ist es für Betroffene ratsam, sich frühzeitig beraten zu lassen, um realistisch einschätzen zu können, wann ein Abstinenznachweis sinnvoll beginnt.
Fazit
Der THC-COOH-Wert ist einer der wichtigsten Parameter, wenn es um Cannabis im Straßenverkehr und die MPU geht. Er zeigt, ob jemand regelmäßig oder gelegentlich konsumiert und ob eine behauptete Abstinenz tatsächlich stimmt. Zwar gibt es keine starre Obergrenze, doch hohe Werte sind fast immer ein Hinweis auf problematischen Konsum. Für Betroffene heißt das: Wer eine MPU bestehen will, sollte rechtzeitig abstinent leben und den eigenen Stoffwechsel genügend Zeit geben, damit die Werte zuverlässig sinken.