Einführung: Was versteht man unter einer Nachschulung?
Der Begriff Nachschulung bezeichnet spezielle Kurse, die Verkehrsteilnehmer:innen besuchen müssen, wenn sie durch bestimmte Verstöße auffällig geworden sind. Ziel dieser Maßnahme ist es, das Fahrverhalten zu reflektieren, Fehlverhalten aufzuarbeiten und erneute Verstöße zu vermeiden.
Für viele Fahranfänger:innen ist die Nachschulung ein einschneidendes Erlebnis, weil sie automatisch mit einer Verlängerung der Probezeit verbunden ist. Auch für Fahrer:innen, die bereits länger im Straßenverkehr unterwegs sind, kann eine Nachschulung angeordnet werden – etwa nach wiederholten Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Alkoholauffälligkeiten.
Arten von Nachschulungen
Es gibt unterschiedliche Formen der Nachschulung, die je nach Ausgangslage und Delikt angeordnet werden:
- ASF (Aufbauseminar für Fahranfänger:innen): Wird angeordnet, wenn Fahranfänger:innen in der Probezeit einen schwerwiegenden Verstoß (A-Verstoß) oder zwei weniger schwerwiegende Verstöße (B-Verstöße) begehen.
- FES (Fahreignungsseminar): Dient dem Punkteabbau in Flensburg. Mit diesem Seminar können bis zu 1 Punkt abgebaut werden – allerdings nur, wenn man maximal 5 Punkte im Fahreignungsregister hat.
- Besondere Aufbauseminare: Zum Beispiel für Fahrer:innen, die durch Alkohol oder Drogen auffällig wurden. Diese Seminare haben einen stärkeren Fokus auf Ursachenanalyse und Prävention.
Ablauf einer Nachschulung
Eine Nachschulung besteht meist aus mehreren Sitzungen, die sich über einige Wochen erstrecken. Typisch sind:
- Gruppensitzungen: Diskussion von Verstößen, Ursachen und Konsequenzen.
- Verkehrspsychologische Elemente: Reflektion des eigenen Fahrverhaltens, Analyse von Risikosituationen.
- Praktische Übungen: Bei manchen Nachschulungen wird zusätzlich eine Fahrprobe verlangt.
Ziel ist es nicht, die Teilnehmer:innen zu bestrafen, sondern Verhaltensänderungen zu fördern und die Einsicht zu stärken. Wer die Nachschulung erfolgreich absolviert, darf seinen Führerschein behalten – wer jedoch nicht teilnimmt oder sie abbricht, muss mit dem Entzug der Fahrerlaubnis rechnen.
Zusammenhang mit der Probezeit
Für Fahranfänger:innen ist die Nachschulung besonders relevant. Wer innerhalb der Probezeit auffällig wird, muss mit folgenden Konsequenzen rechnen:
- Anordnung eines Aufbauseminars (ASF).
- Verlängerung der Probezeit um zwei Jahre.
- Eventuell zusätzliche Auflagen wie ein besonderes Alkohol- oder Drogenaufbauseminar.
Gerade bei Alkoholauffälligkeiten gilt eine besonders niedrige Toleranz: Schon ein Verstoß gegen die Null-Promille-Grenze kann eine Nachschulung nach sich ziehen.
Kosten einer Nachschulung
Die Kosten hängen von Art und Anbieter des Kurses ab. In der Regel bewegen sie sich zwischen 300 und 500 Euro. Hinzu kommen eventuell weitere Kosten:
- Gebühren für die Anordnung durch die Führerscheinstelle
- Verwaltungsgebühren
- Zusätzliche Kosten für Nachweise, wenn Alkohol oder Drogen im Spiel waren
Diese Summen erscheinen auf den ersten Blick hoch, doch wer die Nachschulung erfolgreich abschließt, spart im Vergleich zu einem Führerscheinentzug und späterer MPU erhebliche Kosten.
Nachschulung und MPU – wo liegt der Zusammenhang?
Eine Nachschulung ersetzt die MPU nicht. Sie kann aber im Vorfeld helfen, das Risiko einer MPU zu verringern oder besser vorbereitet in ein Verfahren zu gehen.
Beispiele:
- Wer als Fahranfänger mit Alkohol am Steuer auffällt, muss zunächst an einer Nachschulung teilnehmen. Kommt es jedoch zu wiederholten Verstößen oder einem besonders hohen Promillewert, ordnet die Behörde zusätzlich eine MPU an.
- Nachschulungen können in der MPU-Vorbereitung als Beleg für Veränderungsbereitschaft und Lernfähigkeit dienen. Wer aktiv an Kursen teilnimmt, signalisiert, dass er sein Fehlverhalten ernst nimmt.
Kritische Stimmen: Bringen Nachschulungen wirklich etwas?
Es gibt immer wieder Diskussionen über den Nutzen von Nachschulungen. Kritiker bemängeln, dass viele Teilnehmer:innen die Kurse eher „absitzen“, statt ernsthaft an ihrem Verhalten zu arbeiten. Befürworter:innen hingegen betonen, dass gerade bei jungen Fahrer:innen die Auseinandersetzung in der Gruppe oft ein Augenöffner ist.
Studien zeigen, dass Nachschulungen durchaus Wirkung haben können – allerdings nur dann, wenn die Teilnehmenden motiviert sind und die Kursleitung professionell arbeitet.
Häufige Fragen zur Nachschulung
Ist die Teilnahme an einer Nachschulung freiwillig?
Nein, die Teilnahme ist verpflichtend, wenn sie von der Behörde angeordnet wird. Ohne Teilnahme droht der Entzug der Fahrerlaubnis.
Kann ich die Nachschulung frei wählen?
Man darf den Anbieter innerhalb der behördlichen Vorgaben frei auswählen. Wichtig ist, dass es sich um eine offiziell anerkannte Fahrschule oder Einrichtung handelt.
Was passiert, wenn ich die Nachschulung nicht bestehe?
In den meisten Fällen gibt es keine klassische „Prüfung“. Wer jedoch unentschuldigt fehlt oder den Kurs abbricht, gilt als nicht bestanden – mit der Folge, dass die Fahrerlaubnis entzogen wird.
Fazit
Die Nachschulung ist ein zentrales Instrument im deutschen Verkehrsrecht, um Fahrfehler zu korrigieren, ohne gleich den Führerschein dauerhaft zu entziehen. Sie ist kostspielig und zeitaufwendig, kann aber eine wichtige Chance sein, sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und erneute Verstöße zu vermeiden.
Im Zusammenhang mit der MPU zeigt sich: Wer schon früh Verantwortung übernimmt und Nachschulungen ernst nimmt, hat bessere Karten, seine Fahreignung langfristig zu sichern.