Qualifizierter Rotlichtverstoß

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Was bedeutet „qualifizierter Rotlichtverstoß“?

Rotlichtverstöße gehören zu den gefährlichsten Verkehrsverstößen. Besonders gravierend ist der sogenannte qualifizierte Rotlichtverstoß. Er liegt dann vor, wenn ein Fahrer bei Rot über die Ampel fährt, obwohl das Rotlicht bereits länger als eine Sekunde andauerte.

Zusätzlich gelten Verstöße auch dann als qualifiziert, wenn durch das Überfahren der Ampel andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährdet oder Sachschäden verursacht werden. Der Gesetzgeber stuft solche Verstöße besonders streng ein, da sie oft zu schweren Unfällen führen können.


Abgrenzung: Einfacher vs. qualifizierter Rotlichtverstoß

Um die Bedeutung einzuordnen, ist es wichtig, den Unterschied zwischen einfachem und qualifiziertem Rotlichtverstoß zu kennen:

  • Einfacher Rotlichtverstoß: Überfahren der roten Ampel, die kürzer als eine Sekunde auf Rot stand, ohne Gefährdung oder Sachschaden.
  • Qualifizierter Rotlichtverstoß: Rotlicht bereits länger als eine Sekunde ODER Überfahren mit Gefährdung oder Sachschaden.

Diese Differenzierung wirkt klein, hat aber enorme Auswirkungen auf Bußgeld, Punkte und mögliche Fahrverbote.


Sanktionen bei einem qualifizierten Rotlichtverstoß

Die Strafen sind deutlich härter als bei einem einfachen Verstoß. Typische Konsequenzen:

  • Bußgeld: 200–360 Euro (je nach Gefährdung und Schaden)
  • Punkte in Flensburg: 2 Punkte
  • Fahrverbot: in der Regel 1 Monat, bei Gefährdung oder Sachschaden auch länger

Beispiel:

  • Rotlicht länger als 1 Sekunde, keine Gefährdung: 200 € + 2 Punkte + 1 Monat Fahrverbot
  • Rotlicht länger als 1 Sekunde, mit Gefährdung: 320 € + 2 Punkte + 1 Monat Fahrverbot
  • Rotlicht länger als 1 Sekunde, mit Sachschaden: 360 € + 2 Punkte + 1 Monat Fahrverbot

Damit gehört der qualifizierte Rotlichtverstoß zu den teuersten Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr.


Warum ist der qualifizierte Rotlichtverstoß so gefährlich?

Die besondere Härte der Sanktionen erklärt sich durch das hohe Unfallrisiko. Wer bei Rot über die Ampel fährt, missachtet nicht nur Regeln, sondern gefährdet vor allem Fußgänger:innen und den Querverkehr.

Statistiken zeigen, dass Rotlichtverstöße überdurchschnittlich oft zu schweren Unfällen mit Personenschäden führen. Schon ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann fatale Folgen haben – insbesondere an Kreuzungen mit hohem Verkehrsaufkommen oder bei schlechter Sicht.


Zusammenhang mit der Probezeit

Für Fahranfänger:innen in der Probezeit ist ein qualifizierter Rotlichtverstoß besonders kritisch. Es handelt sich dabei um einen A-Verstoß, also einen schwerwiegenden Regelverstoß. Die Konsequenzen:

  1. Anordnung eines Aufbauseminars (ASF)
  2. Verlängerung der Probezeit um 2 Jahre
  3. Eventuell zusätzliche Auflagen (z. B. verkehrspsychologische Beratung)

Ein einziger qualifizierter Rotlichtverstoß kann somit die gesamte Probezeit beeinflussen und erhebliche Kosten nach sich ziehen.


Führerscheinentzug und MPU – wann droht es?

Normalerweise führt ein einzelner Rotlichtverstoß nicht sofort zur MPU. Kritisch wird es jedoch in folgenden Fällen:

  • Wiederholte Verstöße: Wer mehrfach Rotlichtverstöße begeht, zeigt mangelnde Fahreignung.
  • Zusammenhang mit Alkohol oder Drogen: Wurde der Verstoß unter Einfluss begangen, ordnet die Behörde meist eine MPU an.
  • Aggressives oder rücksichtsloses Verhalten: Wenn der Verstoß im Rahmen einer Straßenverkehrsgefährdung (§ 315c StGB) bewertet wird, droht sogar eine Straftat mit Entzug der Fahrerlaubnis.

Gerade wer Punkte sammelt, muss vorsichtig sein: Ein qualifizierter Rotlichtverstoß bringt gleich 2 Punkte – und damit rückt die 8-Punkte-Grenze in Flensburg ein Stück näher.


Typische Nachweismethoden bei Rotlichtverstößen

Die Feststellung, ob es sich um einen einfachen oder qualifizierten Verstoß handelt, erfolgt oft über:

  • Blitzanlagen an Ampeln: moderne Anlagen messen die Dauer der Rotphase präzise.
  • Polizeibeobachtung: wenn Beamte den Verstoß sehen und dokumentieren.
  • Videoaufzeichnung: z. B. bei Kreuzungen mit Überwachungskameras.

Da die Dauer der Rotphase entscheidend ist, kommt es bei Verfahren oft zu Diskussionen über die Genauigkeit der Messung. Ein Einspruch kann im Einzelfall sinnvoll sein.


Häufige Fragen zum qualifizierten Rotlichtverstoß

Was ist schlimmer – ein einfacher oder ein qualifizierter Rotlichtverstoß?

Der qualifizierte Verstoß ist deutlich schwerer und führt fast immer zu einem Fahrverbot.

Kann ich trotz Rotlichtverstoß den Führerschein behalten?

Beim einfachen Verstoß ohne Gefährdung ja, beim qualifizierten Verstoß wird in der Regel mindestens ein Monat Fahrverbot verhängt.

Zählt der Verstoß auch, wenn ich „nur ein bisschen“ über die Haltelinie rolle?

Nein – entscheidend ist, ob man in den Gefahrenbereich der Kreuzung einfährt. Das bloße Überfahren der Haltelinie ohne Weiterfahrt in den Kreuzungsbereich ist kein Rotlichtverstoß im engeren Sinne.


Fazit

Ein qualifizierter Rotlichtverstoß ist alles andere als eine Lappalie. Er zieht harte Strafen nach sich und kann bei wiederholten Verstößen oder in Verbindung mit Alkohol und Drogen sogar zur MPU führen. Besonders Fahranfänger:innen sollten sich bewusst sein, dass ein einziger Moment der Unaufmerksamkeit die Probezeit verlängert und hohe Kosten verursacht.

Zuletzt aktualisiert am: 19. August 2025