Abstinenznachweis

Inhaltsverzeichnis

Ein Abstinenznachweis ist ein medizinisch dokumentierter Beleg darüber, dass eine Person über einen bestimmten Zeitraum hinweg keine psychoaktiven Substanzen – wie Alkohol oder Drogen – konsumiert hat. Im Rahmen der MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) ist der Abstinenznachweis in vielen Fällen eine zwingende Voraussetzung, um die Fahreignung erneut nachzuweisen.

Warum ist ein Abstinenznachweis für die MPU wichtig?

Die MPU dient dazu, die Eignung einer Person zum Führen von Kraftfahrzeugen zu beurteilen – insbesondere dann, wenn der Führerscheinentzug durch Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch verursacht wurde. Die Gutachter:innen prüfen dabei unter anderem, ob sich das Verhalten der betroffenen Person nachhaltig verändert hat. In vielen Fällen ist der Nachweis einer durchgehend abstinenten Lebensweise erforderlich, um diese Veränderung glaubhaft zu belegen.

MPU nach Alkoholauffälligkeit

Wurde der Führerschein wegen Alkohol am Steuer entzogen, kommt es auf die Promillezahl und das Trinkverhalten an. Bei einmaligen Auffälligkeiten unter 1,6 Promille kann ein Abstinenznachweis unter bestimmten Voraussetzungen entfallen – nicht aber bei wiederholtem Konsum oder bei deutlich höherem Promillewert. In diesen Fällen verlangen die Gutachter:innen einen dokumentierten Beleg für Alkoholabstinenz, meist über 6 oder 12 Monate.

MPU nach Drogenkonsum

Anders als bei Alkohol gilt bei illegalen Drogen fast immer: Ein Abstinenznachweis ist verpflichtend, und zwar in der Regel für mindestens 6 oder 12 Monate. Bei gelegentlichem Cannabiskonsum ohne Hinweise auf Kontrollverlust kann eine Ausnahme gemacht werden – doch in den meisten Fällen fordern die Behörden eine vollständige Abstinenz von allen Betäubungsmitteln.

Welche Arten von Abstinenznachweisen gibt es?

Es gibt zwei gängige Methoden, um eine Abstinenz medizinisch fundiert zu belegen:

Urinscreening

Beim Urinscreening wird der Urin der getesteten Person in unregelmäßigen Abständen auf Substanzen überprüft. Dabei handelt es sich um eine sogenannte unkontrollierte Ankündigung, d.h. die Termine erfolgen kurzfristig (oft innerhalb von 24–48 Stunden). Dies soll Manipulationen und bewusste Pausen im Konsum verhindern.

  • Testanzahl bei 12 Monaten Abstinenz: i. d. R. 6 Urinkontrollen
  • Testanzahl bei 6 Monaten Abstinenz: i. d. R. 4 Urinkontrollen

Haaranalysen

Bei einer Haaranalyse wird eine Haarprobe (meist vom Kopfhaar) entnommen und im Labor auf Substanzen getestet. Drogen können je nach Länge der Haare über mehrere Monate hinweg nachgewiesen werden. Für Alkohol gibt es den Nachweis über das Stoffwechselprodukt Ethylglucuronid (EtG).

  • 1 cm Haar = ca. 1 Monat Nachweiszeitraum
  • Maximal 6 cm Kopfhaar werden anerkannt (also max. 6 Monate rückwirkend)

Wichtig: Bei Haaranalysen auf Alkohol müssen die Haare unbehandelt sein. Bleichen oder Färben kann das Ergebnis verfälschen und zum Ausschluss führen.

Welche Anforderungen gelten an Abstinenznachweise?

Nicht jeder Nachweis ist gültig oder wird anerkannt. Damit ein Abstinenznachweis für die MPU verwendet werden kann, muss er bestimmte Anforderungen erfüllen:

Teilnahme an einem anerkannten Kontrollprogramm

Die Abstinenznachweise müssen im Rahmen eines forensisch anerkannten Screeningprogramms durchgeführt werden. Das bedeutet:

  • Durchführung durch zertifizierte Stellen (z. B. TÜV, DEKRA oder akkreditierte Labore)
  • Beachtung der DIN-Normen (z. B. DIN EN ISO/IEC 17025)
  • Dokumentation der Identität bei jeder Kontrolle (mit Lichtbildausweis)
  • Lückenlose Kontrolle der Kette von Probenentnahme bis Auswertung

Keine nachträgliche Sammlung

Du kannst nicht erst nach mehreren Monaten anfangen, Nachweise zu „sammeln“. Entscheidend ist, dass du von Anfang an in einem strukturierten Kontrollprogramm bist – mit klaren Fristen, spontaner Einladung und dokumentierten Terminen.


Wie lange muss ich abstinent bleiben?

Die geforderte Dauer der Abstinenz hängt vom individuellen Fall und dem Konsumverhalten ab. Typische Anforderungen sind:

FallAbstinenzdauer (in der Regel)
Einmaliger Alkoholverstoß < 1,6 ‰ggf. keine Abstinenzpflicht
Wiederholter Alkoholkonsum / > 1,6 ‰6–12 Monate
Einmaliger Drogenkonsummeist 6 Monate
Regelmäßiger oder mehrfacher Drogenkonsum12 Monate oder länger
Mischkonsum (Alkohol + Drogen)i. d. R. 12 Monate oder länger

Wie läuft das Abstinenzprogramm ab?

Aufnahme in ein Programm

Nach der Anmeldung bei einem Anbieter wird festgelegt, ob Haaranalyse oder Urinscreening (oder eine Kombination) zum Einsatz kommt. Du erhältst keine festen Termine, sondern wirst kurzfristig zur Probe gebeten. Das sorgt für Sicherheit und Glaubwürdigkeit des Nachweises.

Regelmäßige Kontrollen

Die Aufforderung zur Kontrolle kommt per Anruf, SMS oder E-Mail. Du musst innerhalb einer bestimmten Frist (meist 24–48 Stunden) erscheinen. Die Proben werden unter Aufsicht abgegeben, um Fälschungen zu vermeiden.

Abschlussbericht

Am Ende deines Programms erhältst du einen Abschlussbericht, der alle durchgeführten Kontrollen dokumentiert. Dieser Bericht wird später bei der MPU eingereicht – er ist ein zentraler Bestandteil deiner Akte.

Worauf sollte ich bei der Auswahl eines Anbieters achten?

Nicht jeder Anbieter ist geeignet – es gibt leider auch unseriöse Angebote. Achte daher unbedingt auf folgende Kriterien:

  • Das Labor oder die Screeningstelle ist akkreditiert nach DIN EN ISO/IEC 17025
  • Die Kontrollen erfolgen nicht vorhersehbar
  • Der Anbieter erstellt einen gerichtsfesten Abschlussbericht
  • Die Methodik ist gerichtlich und gutachterlich anerkannt

Einige bekannte Anbieter sind:

  • TÜV (Süd, Nord, Rheinland)
  • DEKRA
  • AVUS
  • PIMA
  • GfA

Was passiert, wenn ein Nachweis fehlt oder manipuliert ist?

Ungültiger oder abgelehnter Nachweis

Ein Nachweis, der nicht die erforderlichen Standards erfüllt, wird im MPU-Gutachten als „nicht verwertbar“ eingestuft. Das kann zur Ablehnung der Fahreignung führen – selbst wenn du tatsächlich abstinent gelebt hast. Der Aufwand war dann umsonst.

Manipulation der Probe

Jede versuchte Manipulation (z. B. verdünnter Urin, Fremdurin, gefärbte Haare) führt zum sofortigen Abbruch des Programms und kann im MPU-Gutachten vermerkt werden – mit drastischen Folgen. Eine neue Abstinenzphase (6–12 Monate) muss dann komplett neu begonnen werden.

Fazit: Abstinenznachweis – entscheidender Faktor bei der MPU

Ein korrekt durchgeführter und lückenlos dokumentierter Abstinenznachweis ist einer der zentralen Bausteine auf dem Weg zurück zum Führerschein – insbesondere bei Alkohol- oder Drogenvergehen. Die Anforderungen sind streng, aber klar. Mit der richtigen Vorbereitung, verlässlichen Anbietern und professioneller Begleitung – z. B. durch MPU Pilot – kannst du diesen Nachweis sicher und erfolgreich erbringen.

Zuletzt aktualisiert am: 25. August 2025