Was bedeutet Alkoholabbau?
Unter Alkoholabbau versteht man die Prozesse, mit denen der Körper aufgenommenen Ethanol (Trinkalkohol) wieder abbaut und unschädlich macht. Da Alkohol nicht gespeichert werden kann, hat der Organismus nur eine Möglichkeit: den Stoff möglichst schnell zu verstoffwechseln.
Etwa 90 bis 95 Prozent des Alkohols werden über die Leber abgebaut, der Rest über Schweiß, Atemluft und Urin ausgeschieden. Dieser Abbau ist für die MPU besonders relevant, da Alkohol im Blut und in speziellen Tests (z. B. EtG-Nachweis) noch lange nachweisbar sein kann.
Wie funktioniert der Abbau von Alkohol im Körper?
Nach dem Trinken gelangt der Alkohol über die Schleimhäute von Magen und Dünndarm ins Blut. Von dort verteilt er sich im gesamten Körper – auch ins Gehirn, wo er die typischen Wirkungen wie Euphorie, Enthemmung, Koordinationsstörungen oder Müdigkeit auslöst.
In der Leber läuft der eigentliche Abbau ab. Verantwortlich sind vor allem zwei Enzyme:
- Alkoholdehydrogenase (ADH): wandelt Ethanol zu Acetaldehyd um – eine giftige Zwischenstufe.
- Aldehyddehydrogenase (ALDH): baut Acetaldehyd weiter zu Essigsäure ab, die schließlich in Energie und Wasser zerlegt wird.
Dieser Prozess ist relativ konstant, weshalb man die Alkoholabbaurate im Körper mathematisch annähern kann. Genau das macht man in der MPU oder auch bei polizeilichen Kontrollen, wenn es um Restalkohol geht.
Wie kann ich den Alkoholabbau berechnen?
Der Abbau von Alkohol erfolgt pro Stunde in einer konstanten Rate. Im Durchschnitt baut der Körper 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde ab.
Das bedeutet: Wer mit 1,0 Promille ins Bett geht, kann selbst nach fünf Stunden noch Restalkohol im Blut haben.
Für die Berechnung wird häufig die Widmark-Formel herangezogen. Sie lautet:
Promille = Menge reiner Alkohol (g) / [ Körpergewicht (kg) x r ]
Der Faktor r beschreibt den Verteilungsfaktor (bei Männern ca. 0,7; bei Frauen ca. 0,6).
Beispiel:
- 80-kg-Mann trinkt 0,5 Liter Bier (etwa 20 g reiner Alkohol)
- Rechnung: 20 : (80 × 0,7) ≈ 0,36 Promille
Wird dann mit einer durchschnittlichen Abbaurate von 0,15 Promille pro Stunde gerechnet, lässt sich die Dauer bis zur vollständigen Nüchternheit abschätzen.
Was beschleunigt den Alkoholabbau?
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Kaffee, Duschen, Schlaf oder Sport den Alkoholabbau beschleunigen können. Das stimmt nicht: Der Abbau ist biochemisch festgelegt und kann nicht beschleunigt werden.
Kaffee macht vielleicht wacher, Sport regt den Kreislauf an, aber die Leber arbeitet weiterhin in ihrem festen Tempo.
Das Einzige, was wirklich hilft, ist Zeit. Ein gesunder Körper schafft im Schnitt 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde, unabhängig von Trinkmenge oder körperlicher Aktivität.
Chronischer Alkoholkonsum kann den Abbau sogar verlangsamen, weil die Leber dauerhaft geschädigt wird.
Alkoholabbau und Nachweiszeiten
Für die MPU ist nicht nur der Blutalkoholspiegel relevant, sondern auch die Abbauprodukte im Körper. Ein Beispiel ist EtG (Ethyglucuronid), ein direkter Alkoholabbau-Marker, der im Urin noch 24 bis 80 Stunden nachweisbar ist – und im Haar sogar über mehrere Monate.
Das bedeutet: Auch wenn die eigentliche Wirkung längst vorbei ist, können Tests den Konsum nachweisen. Wer für eine MPU Abstinenz nachweisen muss, sollte sich dieser langen Nachweiszeiten bewusst sein.
Alkoholabbau und Leberwerte
Der Alkoholabbau hinterlässt Spuren in der Leber. Werden regelmäßig größere Mengen getrunken, steigen bestimmte Blutwerte an, die auch bei der MPU relevant sein können:
- Gamma-GT (GGT): besonders empfindlich bei Alkoholbelastung
- MCV: vergrößerte rote Blutkörperchen durch chronischen Konsum
- ASAT/ALAT: Enzyme, die auf Leberschäden hinweisen
Auch wenn die Leber sich bei Abstinenz regenerieren kann, dauert es oft Wochen bis Monate, bis die Werte wieder im Normbereich liegen.
Bedeutung für die MPU
Beim MPU-Gespräch wird oft hinterfragt, ob Betroffene ein realistisches Verständnis von Alkoholabbau und Restalkohol haben. Viele unterschätzen, wie lange Alkohol im Körper bleibt. Aussagen wie „Ich war am nächsten Morgen bestimmt schon wieder nüchtern“ wirken schnell unglaubwürdig.
Eine gute MPU-Vorbereitung beinhaltet daher auch, dass man die Prozesse im Körper kennt und kritisch reflektieren kann, warum man sich früher falsch eingeschätzt hat. Gutachter:innen erwarten, dass Kandidat:innen verstanden haben, wie leicht es zu riskanten Restalkoholsituationen kommen kann – und welche Konsequenzen daraus folgen.
Fazit
Der Alkoholabbau ist ein langsamer, biochemisch festgelegter Prozess, der sich nicht beschleunigen lässt. Durchschnittlich baut der Körper 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde ab – unabhängig von Gegenmaßnahmen wie Kaffee oder Sport. Für die MPU ist wichtig, dass Betroffene dieses Wissen verinnerlichen und zeigen können, dass sie künftig verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen.
Wer Abstinenz nachweisen muss, sollte außerdem die Nachweiszeiten im Urin oder Haar bedenken und frühzeitig mit entsprechenden Programmen beginnen.