Was ist das psychologische Gespräch?
Das psychologische Gespräch ist der entscheidende Teil der MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung). Hier prüft eine Verkehrspsychologin, ob du deine frühere Verkehrsauffälligkeit reflektiert, dein Verhalten verändert und echte Einsicht entwickelt hast.
Das Ziel: Festzustellen, ob du heute wieder geeignet bist, am Straßenverkehr teilzunehmen – ohne dass von dir künftig erneut eine Gefahr ausgeht.
Worum geht es im psychologischen Gespräch?
Selbstreflexion & Veränderung
Das Gespräch zielt nicht auf „richtige“ Antworten ab, sondern auf deine glaubhafte Entwicklung. Es geht um:
- Erklärung der Ursachen für das frühere Fehlverhalten (z. B. Alkohol, Drogen, Aggression, Punkte)
- Deine Selbstreflexion: Wie kam es dazu? Wie hast du es erlebt? Welche Muster hast du erkannt?
- Veränderungen, die du seitdem vorgenommen hast (z. B. Therapie, Abstinenz, neue Strategien)
- Wie du zukünftig Risiken vermeidest und warum du überzeugt bist, dass es nicht erneut passieren wird
Offenheit und Ehrlichkeit
Der psychologische Teil ist keine Falle. Es wird nicht versucht, dich hereinzulegen – aber Auswendiglernen, Floskeln oder das Streben nach „guten“ Antworten wirken schnell unglaubwürdig.
Glaubhaftigkeit entsteht durch eine stimmige und nachvollziehbare Entwicklung – nicht durch perfekte Antworten.
Welche anderen Teile der MPU gibt es?
Das psychologische Gespräch ist nur ein Bestandteil der MPU. Weitere Teile sind:
1. Medizinische Untersuchung
Einer Verkehrsmedizinerin prüft deinen körperlichen Zustand, frühere Konsummuster, eventuelle gesundheitliche Einschränkungen und die Plausibilität deiner Angaben zur Abstinenz oder zum Konsumverhalten.
Hier können auch Abstinenznachweise oder Leberwerte besprochen und interpretiert werden.
2. Reaktions- und Leistungstest
Du führst standardisierte Tests am PC durch – z. B. zu Reaktion, Konzentration, Aufmerksamkeit und Belastbarkeit. Dieser Teil ist technisch und kann gut geübt werden, ist aber meist nicht ausschlaggebend.
3. Dokumenten-Check und Verwaltungsanteil
Der organisatorische Teil der MPU (z. B. Identitätsnachweis, Klärung der Fragestellung durch die Führerscheinstelle) wird vorab erledigt.
Tipps zur Vorbereitung auf das psychologische Gespräch
1. Ehrlich reflektieren – nicht schauspielern
Fachleute merken sofort, wenn Antworten auswendig gelernt wurden. Die beste Vorbereitung ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit deinem Verhalten. Wer Einsicht zeigt, ist auf dem richtigen Weg.
2. Hilfe annehmen
Eine professionelle MPU Vorbereitung durch Verkehrspsycholog:innen hilft dir, deine Geschichte zu sortieren, schwierige Themen aufzuarbeiten und die eigene Entwicklung glaubhaft darzustellen. Besonders bei Alkohol-, Drogen- oder Aggressionsverstößen ist sie oft entscheidend.
3. Relevante Unterlagen vorbereiten
- Abstinenznachweise, falls erforderlich
- Belege über Verhaltenstherapien, Gruppensitzungen oder Selbsthilfe
- Falls relevant: Nachweise über kontrolliertes Trinken, Kursbesuche (§ 70), soziale oder berufliche Veränderungen
4. Keine Panik – aber Ernsthaftigkeit
Das Gespräch ist kein Verhör. Wenn du deine Geschichte ernsthaft aufgearbeitet hast und aufrichtig über Veränderungen sprichst, hast du gute Chancen.
Dennoch: Es ist ein Fachgespräch, in dem psychologisches Grundwissen, realistische Einschätzung und nachvollziehbare Argumentation zählen.
Wie läuft das Gespräch konkret ab?
Dauer
Das psychologische Gespräch dauert meist zwischen 45 und 90 Minuten. Bei komplexeren Fällen kann es auch länger gehen.
Typische Fragen
- „Was war rückblickend der Auslöser für Ihr Verhalten?“
- „Wie sehen Sie die damalige Situation heute?“
- „Was haben Sie unternommen, um Rückfälle zu vermeiden?“
- „Was hat sich seitdem in Ihrem Leben verändert?“
- „Wie gehen Sie heute mit Alkohol, Drogen oder Stress um?“
Bewertung
Derdie Gutachterin schreibt im Anschluss ein Gutachten, in dem steht, ob du geeignet, bedingt geeignet oder ungeeignet bist. Entscheidend ist dabei das Gesamtbild aus Gespräch, Leistungstest und medizinischer Untersuchung.
Was passiert bei einem negativen Gesprächsverlauf?
Wenn das Gespräch zeigt, dass:
- du dein Verhalten nicht reflektiert hast,
- du keine echten Veränderungen nachweisen kannst oder
- du abweichende oder widersprüchliche Aussagen machst,
… kann die Begutachtung negativ ausfallen. Das bedeutet, dass du den Führerschein nicht zurückbekommst – und du musst meist eine neue MPU machen (nach einer Sperrfrist oder weiteren Auflagen).
Fazit: Das psychologische Gespräch ist der Schlüssel zur MPU
Wenn du verstehst, worum es im psychologischen Gespräch geht – nämlich nicht um „richtig oder falsch“, sondern um glaubhafte persönliche Entwicklung – kannst du dich gezielt vorbereiten. Mit professioneller Unterstützung steigen deine Chancen erheblich.