Seit dem 01. April 2024 ist der Konsum von Cannabis in Deutschland legal. Das hat auch zur Folge, dass immer häufiger Autofahrer sich einen kleinen Joint genehmigen, bevor sie losfahren. Allerdings soll durch den Cannabis-Konsum das Unfallrisiko während der Fahrt deutlich steigen. Aber stimmt das tatsächlich? Und mit welchen Konsequenzen müsstest du rechnen, wenn du unter Cannabis-Einfluss einen Unfall baust? Unser Team von mpu-pilot.com klärt dich über die Faktenlage auf.
Wie sich Cannabis auf´s Fahrverhalten auswirkt
Nach dem Cannabis-Konsum ist deine Reaktionszeit sowie deine Aufmerksamkeit deutlich beeinträchtigt. Selbst automatisierte Bewegungen, die du schon dutzende Male vorher ausgeführt hast, laufen aufgrund der berauschenden Wirkung des THCs in der Droge langsamer ab. Gerade in den ersten drei Stunden nach dem letzten Konsum stellst du eine Gefahr dar, wenn du dich ans Steuer setzt. Selbst Autofahrer, die bereits eine regelmäßige Cannabis-Erfahrung haben, sind vor der Einschränkung ihrer Reaktionen und ihrer Auffassungsgabe nicht sicher.
Studien aus Kanada und den USA haben ermittelt, dass das Unfallrisiko von Menschen unter Cannabis-Einfluss drei- bis viermal höher ist als bei Menschen, die nüchtern unterwegs sind. Damit ist eine Fahrt unter THC-Einfluss ungefähr so gefährlich, wie sie es bei jemandem wäre, der einen Blutalkohol von 0,5 Promille hat oder der ein bis zwei Stunden zu wenig geschlafen hat (vgl. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2808961).
Nach den ersten drei Stunden nimmt die THC-Konzentration im Blut langsam wieder ab und der Kopf wird etwas klarer. Aber bis dieser Punkt erreicht ist, solltest du dich idealerweise nicht ans Steuer setzen.
Ein Blick auf die Unfallstatistik
In Deutschland erheben die Landespolizeien der sechzehn Bundesländer bisher individuell ihre Statistiken zu Unfällen unter Drogeneinfluss. Eine einheitliche Auflistung der bundesweiten Vorfälle soll erst ab Juli 2025 folgen. Das macht die Auswertung der Ergebnisse allerdings schwierig, da die Daten der Einzelstatistiken teilweise stark auseinandergehen.
Nordrhein-Westfalen hat für das Jahr 2024 beispielsweise einen Anstieg der Unfälle unter Drogeneinfluss von knapp 11,5% verzeichnet. Wurden 2023 noch 884 Unfälle gezählt, lag die Zahl im Folgejahr bei 986. In Brandenburg stieg die Unfallquote sogar um 25%. Die Anzahl der Unfälle stieg von 96 auf 120. In Bayern stieg die Zahl dagegen lediglich um 5% an. Andere Länder wie beispielsweise das Saarland konnten keine gravierende Veränderung der Unfallstatistik vorweisen.
Somit lässt sich bisher noch nicht genauer sagen, wie sich die Unfallquote deutschlandweit nach der Legalisierung von Cannabis verändert hat. Es ist aber zu erwarten, dass bei den Unfällen unter Cannabis-Einfluss auf bundesweiter Ebene ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist.
Unfälle im Rauschzustand – die Konsequenzen
Wenn du dir erst einen Joint genehmigst und dich anschließend ans Steuer eines Autos setzt, kann das für dich teuer werden. Wenn du unfallfrei von der Polizei kontrolliert wirst und es bisher keine Vorfälle gegeben hat, wirst du eher mit einem Bußgeld für eine Ordnungswidrigkeit bestraft. Außerdem gibt es 2 Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot für dich. In solchen Fällen kann trotzdem eine medizinisch-psychologische Untersuchung für dich angesetzt werden, wenn bei der Führerscheinstelle der Verdacht besteht, dass du einen problematischen Drogenkonsum haben könntest oder ein konkreter Drogenmissbrauch vorliegt. Erst nach erfolgreicher MPU darfst du dann wieder ein Auto fahren.
Anders verhält es sich, wenn du unter Drogeneinfluss einen Unfall baust. Das wird als Straftat gewertet. In diesem Fall wird dir die Fahrerlaubnis entzogen und du darfst dich auf mindestens zwölf Monate Sperrfrist einstellen. Eine Geldstrafe sowie bis zu 3 Punkte in Flensburg kommen noch obendrauf. Eine MPU ist dann Pflicht, um einen neuen Führerschein beantragen zu können.
Wie läuft eine MPU wegen Drogendelikten ab?
Eine medizinisch-psychologische Untersuchung aufgrund von Drogendelikten ist oftmals mit einem Abstinenznachweis verbunden. Grundsätzlich bedeutet so ein Nachweis, dass du aufzeigen musst, über einen Zeitraum von mehreren Monaten kein Cannabis und auch keine anderen Drogen konsumiert zu haben. Wie groß der Zeitraum ist, in dem du drogenfrei sein musst, wird individuell festgelegt. In manchen Fällen reicht eine Abstinenz von sechs Monaten bereits aus. Das ist aber eher die Ausnahme. In aller Regel musst du mindestens zwölf bis fünfzehn Monate nachweisbar frei von Drogen gewesen sein, um bei deiner MPU teilnehmen zu können. Seit der Legalisierung von Cannabis ist es auch möglich die MPU ohne Abstinenznachweis zu bestehen, wenn es sich um einen kontrollierten Konsum handelt, was immer von Fall zu Fall geprüft wird. Sollte es sich um einen Mischkonsum handeln, wird definitiv ein Abstinenznachweis angefragt – bei einem Mischkonsum mit Alkohol wird allerdings auch individuell geprüft, inwieweit ein Nachweis erforderlich ist.
Die sogenannten Abstinenznachweise, also die geprüften Belege für deinen Verzicht auf Cannabis, musst du selbst besorgen und zu deinem MPU-Termin mitbringen. Außerdem wirst du bei deiner medizinisch-psychologischen Untersuchung auch noch einmal auf den Nachweis von Drogen im Körper getestet. Wichtig ist hierbei, dass du ein zertifiziertes Labor wählst, welches nach DIN ISO EN 17025 akkreditiert ist.
Der Abstinenznachweis ist aber nur ein kleiner Teil deines MPU-Termins. Es folgt eine allgemeine medizinische Untersuchung, um festzustellen, ob du gesundheitlich in der Lage bist, ein Auto zu fahren. Anschließend wirst du anhand von computersimulierten Aufgaben aus dem Straßenverkehr getestet. Bei diesen Aufgaben geht es darum, deine Konzentration und deine Reaktionszeiten zu überprüfen.
Der wichtigste und entsprechend anspruchsvollste Teil der MPU wird aber ein Gutachter-Gespräch sein. Dabei sitzt du mit einer kleinen Gruppe aus Gutachtern und Verkehrspsychologen zusammen, die dir diverse Fragen rund um die Gründe deines Führerscheinverlusts und um deinen Cannabis-Konsum stellen. In den meisten Fällen ist dieses Gutachter-Gespräch ausschlaggebend dafür, ob du ein positives MPU-Ergebnis erhältst oder nicht.
Bessere Aussichten
Das Risiko, bei der medizinisch-psychologischen Prüfung durchzufallen, ist nahezu genauso hoch wie bei der Führerscheinprüfung. Viele Teilnehmer haben sich im Vorfeld gar nicht oder nicht ausreichend damit beschäftigt, was bei der Begutachtung auf sie zukommen könnte und sind dann entsprechend unvorbereitet.
Deine Erfolgschancen kannst du allerdings verbessern, indem du dir Hilfe von einer MPU-Beratungsstelle suchst. Unser Team von mpu-pilot.com hilft dir gerne dabei, dich gründlich auf deine medizinisch-psychologische Untersuchung vorzubereiten. Wir entwerfen für dich einen individuellen Trainingsplan und erarbeiten in mehreren Sitzungen, welche Gründe zum Verlust deiner Fahrerlaubnis geführt haben und was du zukünftig vermeiden solltest. Außerdem klären wir deine Fragen rund um die anstehende MPU und gehen mit dir die einzelnen Teile deiner Untersuchung ausführlich durch. Diese Vorbereitung sollte dir dabei helfen, ein besseres MPU-Ergebnis zu erzielen und dir wieder einen Führerschein zu besorgen.